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Mensch-Tier-Kommunikation – Körpersprache Teil2

Als wir unsere Hunde zu domestizieren begannen, war unsere Sprache zwar bereits zur Gänze entwickelt, abgesehen von unserer Schrift, jedoch wurde sie in der Zusammenarbeit mit Mensch und Tier auf ein Minimum reduziert. Meist aufgrund von jagdlichem Interesse, denn hierbei musste man Stille bewahren bevor es zu einem Angriff kam.

 

Wir fingen an, unsere Hunde als Beschützer unserer Stämme, zu Jagdgefährten und „Mistkübel“ unserer Nahrungsabfälle, um andere Raubtiere fernzuhalten, an uns Menschen zu gewöhnen und zu einem Zusammenleben zu trainieren.

 

Der Mensch war also bemüht, mit Hilfe seiner Körpersprache und dem Nachahmen der Tiere und deren Tierlaute, um bei Tieren an sein Ziel zu kommen. Sei es eines zu erlegen oder ein anderes als seinen Partner zu gewinnen.

 

Heutzutage beherrschen es meist nur noch indigene Völker und Nachfahren der Erstsiedler auf eine Weise mit Tieren zu kommunizieren, dass sie sich ihnen freiwillig anschließen. Ein tolles Beispiel sind die mongolischen Adlerjäger. Sie schaffen es den Ruf der Mutter von frisch flügge gewordenen Adlerjungen nachzuahmen, um sie so an sich zu binden und eine Lebenslange Partnerschaft mit großem gegenseitigen Respekt einzugehen. In diesem Kontext zwar nicht körpersprachlich, jedoch auf das Tier abgestimmt.    

Hat schon mal jemand von Euch versucht zu bellen oder zu wiehern, damit Euch Euer Hund oder Pferd versteht. Wahrscheinlich nicht. Gut so, denn die Tiere würden sich schwer wundern, denk ich.

 

Was wir allerdings tun können, ist uns mit unserem gesamten Körper, unseren Gesten, unserer Mimik sohingehend zu verhalten, damit unser Tier uns versteht.

 

Jedes Säugetier (wahrscheinlich auch Fische, Insekten und Reptilien) kann in kürzester Zeit die Körpersprache seiner Artgenossen lernen. Ja, sogar die Anderer Spezies.

 

Wenn zum Beispiel ein Kitten von einer Hündin „adoptiert“ wird, kann es die Körpersprache von Hunden lernen. Gänse lernen von Katzen, Hunde von Menschen und umgekehrt, Pferde von Pferden… Die Urinstinkte sind und bleiben immer Dieselben aber das Verständnis für zwischenartliche körpersprachliche Kommunikation ist sehr leicht lern- und verstehbar, wenn man einem Individuum die Chance dazu gibt einen selbst besser verstehen zu können.

Der Mensch kommuniziert heute meist nur noch über die Sprache. Aufgrund der technologischen Entwicklungen, oft nur mehr in Form von geschriebenen Texten. Smileys sind noch das einzig positive an der Handykommunikation, denn hier werden wenigstens noch echte oder übertrieben dargestellte Emotionen in Form von Bildern verschickt. Irgendwo auch ein grober Rückschritt…

 

Wenn wir uns nun darüber Gedanken machen, wie uns unser Hund oder unser Pferd verstehen lernen soll, dann müssen wir auf unsere Körpersprache zurückgreifen. Wir müssen unsere Gesten dahingehend anpassen, damit uns unsere Tiere freiwillig folgen und mit uns zusammen arbeiten möchten. Wir können nicht verlangen, dass unsere Tiere in kürzester Zeit unsere Sprache lernen. Aber wir können ihnen großartig dabei helfen, wenn wir unseren Körper dementsprechend einsetzen, damit es uns versteht.

 

Jäger machen dies mit ihren Hunden noch recht gut, abgesehen von so mancher Trainingsform, denn auch hier müssen Hunde noch auf Fingerzeig still bleiben oder mitgehen ohne Laut zu geben.

 

Hunde lernen die Körpersprache ihres Halters in der Regel sehr schnell. Viel schneller als ein Platz oder Sitz, etc. Aber wenn ich mich neben dem Hund knie und meine flache Hand auf den Boden lege, wird er mich eher verstehen. Wenn ich warte bis mein Hund mich ansieht und ihn dann einlade mit mir mitzugehen, wird er das besser verstehen als ein eingedrilltes, mit Leckerlie forciertes „Fuß“.

In diesem Artikel möchte ich auch auf unsere Kommunikation und deren Missstände mit unseren Pferden eingehen. Pferde sind hier etwas anders als Hunde zu betrachten, da sie ja bekanntlich Fluchttiere sind und dementsprechend eine andere Art der körpersprachlichen Kommunikation als wir Raubtiere pflegen.

 

Nur eines ist völlig gleich: Wenn ich Dich anstarre bedeutet das, dass ich Dir drohe!

Das ist bitte niemals zu vergessen.

 

Wenn ich ein Pferd lobe, dann sehe ich es nicht an. Ich kann es streicheln, Zuckerwürfel geben, aber ich sehe es dabei nicht an beziehungsweise nicht in seine Augen. Nur Raubtiere starren!

 

Wenn wir das tun, werden wir hierzu und schaffen damit Unwohlsein, möglicherweise Angst und bringen die fluchtreaktive Seite des Pferdegehirns zum Arbeiten.

 

Sollte ich allerdings das Pferd von einer Handlung abbringen wollen, oder mir den nötigen Respekt verschaffen müssen, dann muss ich eben wie der Leithengst auf das Tier zugehen, kurz und prägnant, mit gesenktem Kopf und einem gewissen Maß an Überzeugung und Entschlossenheit in der Bewegung meines Körpers.

Wären wir bereit auch die Körpersprache unserer Tiere lesen zu lernen, könnten wir wesentlich leichter mit ihnen kommunizieren, damit sie uns ohne Worte verstehen lernen, uns freiwillig anschließen mit gemeinsam arbeiten. Das Um und Auf in den Partnerschaften mit unseren Hunden und Pferden ist doch das gemeinsame bewältigen vom Alltag und von Aufgaben, ohne dabei Druck ausüben zu müssen. Wenn wir unseren Tieren wieder die Möglichkeit geben würden, uns auf eine leichtere Weise als unsere Sprache verstehen zu lernen, wäre das der richtige Schritt zu einer harmonischen Mensch-Tier-Beziehung.

 

© Hoof & Paw Tierberatung, Christoph Simonnet

 

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